Die Alarmierung zu einem Zimmerbrand ist für eine Feuerwehr gewiss nicht ungewöhnlich. Geschieht diese Alarmierung aber mittels des Alarmstichworts „F4Y_Sonderbauten“ ist dies alles andere als gewöhnlich. Durch die Alarmstufe „F4“ werden nicht nur sämtliche Einsatzkräfte der Wachen Nord und Süd alarmiert. Der Zusatz „Y“ verdeutlicht zudem, dass bei diesem Brandereignis Menschenleben akut gefährdet sind. Mit dem Hinweis „Sonderbauten“ wird darauf hingewiesen, dass es sich bei dem Einsatzobjekt um kein gewöhnliches Ein- oder Mehrfamilienhaus handelt.
Diese also keineswegs gewöhnliche Alarmierung erreichte die Wachen Nord und Süd der Feuerwehr Nordhorn in der Nacht von Sonntag auf Montag um genau 0:49 Uhr. Einsatzort war das „Gut Klausheide“ im gleichnamigen Stadtteil Klausheide. Ein im Jahr 1917 fertiggestelltes Gutshaus, welches, unmittelbar an der Bundestraße 213 gelegen, nach bewegter Vergangenheit nunmehr von der Arbeiterwohlfahrt betrieben wird. Konkret werden hier bis zu 61 suchtkranke Patienten betreut.
Dem ersteintreffenden Brandmeister vom Dienst stellte sich die Situation bei dessen Eintreffen folgendermaßen dar: Im Erdgeschoss des Hauptgebäudes brannte es in einem Zimmer. Rauch war bereits in große Teile des weitläufigen Gebäudes gezogen. Teilweise hatten die Bewohner ihre Zimmer eigenständig verlassen und sich ins Freie retten können. Jedoch war dies nicht allen Bewohnen gelungen. Unter anderem im brandbetroffenen Zimmer befand sich zu diesem Zeitpunkt noch eine Person, welche sich eigenständig lediglich mittels eines Rollstuhls fortbewegen konnte. Eine eigenständige Flucht war somit unmöglich.
Unmittelbar nach Eintreffen des ersten Löschgruppenfahrzeugs machte sich dessen Angriffstrupp auf den Weg in das verqualmte Gebäude, um eine Menschenrettung durchzuführen. Parallel rüsteten sich weitere Trupps aus, um weitere Bewohner ins Freie zu bringen. Durch nach und nach eintreffende Feuerwehrkräfte wurde die Brandbekämpfung eingeleitet.
Nach kurzer Zeit konnte der Bewohner der Brandwohnung gefunden und ins Freie gebracht werden. Durch Feuer und Rauchgas war dieser erheblich verletzt. Der inzwischen mit einem Großaufgebot anwesende Rettungsdienst übernahm dessen Versorgung. Noch in der Nacht wurde er mit einem Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik ins Ruhrgebiet geflogen. Weitere gerettete Bewohner wurden in umliegende Krankenhäuser verbracht.
Zahlreiche weitere Bewohner wurden durch den Brandrauch vorübergehend ihrer Unterkunft beraubt. Durch mehrere Ortsvereine des DRK wurden 27 Bewohnerinnen und Bewohnern in die Kreissporthallen nach Nordhorn verbracht. Diese sind, im Hinblick auf die zu erwartende Ankunft von Kriegsflüchtlingen, mit einer Vielzahl von Feldbetten, Decken usw. ausgestattet. Zur Betreuung verblieben diese vorerst Ort. Ebenfalls zum Einsatz kam hier ein Notfallseelsorger.